Dienstag, 16. Februar 2010

Ystävänpäivä, 14.2.2010 ("Freundschaftstag"/Valentinstag)

Am 12.2. blieb ich nach dem Abschied von der Familie in Tampere. Ich traf mich am Abend mit Lisa und wir gingen in das nette Cafe, das ich mit Mama und Papa am Vortag neben einem kleinen Eislaufplatz entdeckt hatte, und in dem es Fairtradegetränke, Legohäuser und Live Musik gab. Quasi ein Biokinderzimmer.
Am Samstag fuhren wir zu Kacie nach Valkeakoski, wo wir wieder von ihrer Gastfamilie (glutenfrei!) bekocht wurden. Am Abend gings zurück nach Tampere, schließlich hatten wir schon ewig nicht mehr zusammen Party gemacht. Ruma!!

Am Sonntag begleitete ich Lisa zum Zirkus, ihrem Arbeitsplatz, weil ja Laskiais-Päivä war. Bevor die Fastenzeit beginnt, zelebrieren die Finnen den Brauch, zusammen rodeln zu gehen. Wer am weitesten rodelt, wird im Sommer viel ernten. Wir gingen in die Sauna, wo einfach mal 20 Leute drinsteckten, ein Hund herumwuselte, die Kinder der Zirkuschefin auf und ab turnten, Tür auf, Tür zu, Aufguss nach Aufguss und dann auch noch raus in den Schnee. Der Hund, ein Winzling mit eingedrückter Schnauze, gehört einer Zirkusmitarbeiterin, die jetzt mit ihrem Freund in einem alten Reisebus wohnt, den sie zur fahrenden Wohnung umgebaut haben, inklusive Sauna!

Erfrischt aßen wir die typisch finnische "Hernekeitto" (Erbsensuppe), Ruisleipä (Roggenbrot), und danach gab es die Laskiais-Pulla, weiche süße Hefebrötchen, die mit Schlagrahm und Marmelade gefüllt werden. Essen konnte ich sie ja nicht, sie sahen aber super aus!

Mittwoch, 3. Februar 2010

28. Jänner 2010

Das gewöhnliche Volunteer-Leben geht nun nach dem Midterm-Meeting munter weiter, obwohl ich mein Leben lieber als sehr abwechslungsreich anstatt gewöhnlich bezeichne. Nächste Woche backen wir unter meiner Anleitung Apfelstrudel im Deutschkurs. Weil ich sowieso noch dafür üben muss, beschloss ich, heute mit den Jugendlichen im Jugendzentrum auch Apfelstrudel zu backen. Obwohl das natürlich ein ganz schöner Stress ist, weil die 15-jährigen coolen Jungs nicht gerade vernünftig sind. Solange es geht, mache ich ihre Späße mit, und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie mal nette Dorfkinder waren (oder so großen Hunger haben?), aber ich habe das Gefühl, dass sie mich wirklich mögen, und ich mag sie auch. Ich merke zwar, dass sie über mich reden, Fotos machen, wenn ich mich umdrehe, aber das sind ja alles nur dumme Witze. Ich weiß nicht, ob ihnen bewusst ist, dass ich schon ein bisschen Finnisch verstehe, auch wenn ich es nicht spreche! J Ein paar Jungs fangen auch an, untereinander „Spaß-Englisch“ zu reden, mit englischen Wörtern herumzuexperimentieren, wenn ich da bin, und das lassen wir doch einfach als kulturelle Bereicherung gelten, oder? Heute haben sie mir sogar bei den langweiligen Tätigkeiten geholfen wie Äpfel schneiden, und sogar die Mädchen haben gespannt zugesehen, wie der Apfelstrudel zubereitet wird. Als er im Ofen war, warteten alle schon in der Küche. Den Jungs fiel natürlich nichts Besseres ein, als mit Knetmasse-Kugeln herum zu schießen und in null Komma nichts sah der Raum ziemlich verwüstet aus, was angesichts der Tatsache, dass die Räumlichkeiten mit einem Kindergarten geteilt werden, eher ungünstig war. Schon beim zweiten Mal hörten die Jungs auf mich und räumten den Saustall relativ akzeptabel wieder auf, weil sie sonst keinen Strudel bekommen hätten. Dann teilte ich schon mal die Gabeln aus, und zwei Sekunden später saßen sie um den Tisch und hämmerten mit dem Besteck rhythmisch auf die Tischplatte. „We want eat! We want eat!“ Ich konnte mich ja vor Lachen kaum mehr halten.
Nachdem wir gegessen hatten, konnte ich meinen Augen kaum trauen, als die Jungs aus eigener Motivation halfen, aufzuräumen! Sie meinten, ich könne ja nicht alles alleine machen. (!!)

Morgen probe ich wieder mit den Ala-Könni-Studenten, denn sie haben mich eingeladen, am Dienstag mit ihnen in Pelimanni´s aufzutreten. Das ist ein Restaurant, aber auch oft ein Ort für Jamsessions, ich selbst war aber noch nie dort. Nun bin ich schon sehr gespannt, und sollte wohl eher üben als schreiben! J

Am Freitag, den fünften Februar, ist der Tag, auf den ich schon seit Monaten warte: Mama, Papa und Berti kommen nach Kaustinen! Ich darf Fremdenführer spielen und endlich wieder alle umarmen!

Tallinn – Back to Europe!

Zu elft machten wir uns auf den Weg zurück nach Helsinki, schlugen die Zeit in einem Einkaufscenter tot (so mancher weibliche Reiseteilnehmer ließ sich an diesen Kosmetikwerbeständen gratis schminken, ich traf schon zum dritten Mal den netten Kassier von Silvester im Supermarkt) und liefen dann zum Hafen. Die Musik auf dem Schiff war schlecht bis mäßig (geht ja nichts über einen finnischen, lahmen Country!), aber es gab ja den „billigen“ Taxfree-Shop.

Bei eisiger Dunkelheit schritten wir über einsames Kopfsteinpflaster und hatten einfach so verdammtes Glück, dass die ausgewählte Herberge noch Platz für elf verfrorene, spätnachts ankommende Freiwillige hatte.


Am nächsten Tag sahen wir uns die Stadt an, ein Stil zwischen Salzburg und Moskau, und ein Gefühl in uns „Back to Europe!“. Tallinn ist nicht zu vergleichen mit den spät gewachsenen Städten Finnlands, die alle ein bisschen Industrie-Touch haben. Es war eiskalt, kaum fünf Minuten draußen auszuhalten. Deshalb hieß unser Ziel schon bald „Cafe!“ und ein stiller Estländer mit Pferdefrisur, dessen Haar, Haut und Shirt dieselbe blonde Farbe hatten, servierte verwundert viele Tassen Heiße Schokolade. Es war eine Qual sich wieder hinaus in die Kälte zu begeben, aber der Blick von der oberen auf die untere Altstadt und die russische Kirche waren diesen Schritt wert. Tallinn war sowohl unter russischer als auch schwedischer (?) Herrschaft gestanden und war Hansestadt Deutschlands gewesen. All diese Einflüsse ergeben einen sehr interessanten Mix. Unauffällig folgten wir einer russischen Reisegruppe mit Pelzmänteln und noblen Hüten und Kamala aus Aserbaidschan übersetzte uns bruchstückhaft, was der Führer gerade erzählte. Bald hieß es wieder „Cafe!“, dann gingen wir einkaufen und kochten uns ein feines Abendessen im Hostel. Am Abend schwirrten manche meiner Freunde ins Nachtleben aus, ich schloss mich später auch noch an und belasse die Beschreibung der folgenden Stunden den Worten: „Crazy Tallinn!“






Midterm-Meeting in Sopukka (Helsinki) 19.-22.01.2010






EVS – causing problems ;)




Midterm-Meeting bedeutet…




… „Share your experience!“




… im Kreis sitzen, Ball zuwerfen und Gefühle ausbreiten




… sich und sein Projekt in der Form eines Schneekunstwerkes darstellen




… lachende Gesichter und Aufeinandertreffen unverwechselbarer Individuen aus verschiedensten Ländern




… ausgezeichnetes Essen (sogar glutenfrei!), aber viiiieeeel zu viel




… endlich wieder Sauna mit anschließendem Im-Schnee-rollen




Schenkelklopfer, Insiderwitze und Umarmungen (niemand wird in Finnland allzu oft mit zärtlichem Körperkontakt beschenkt)




… eisige Spaziergänge auf dem gefrorenen See




… Karaokegegröle (echte Klassiker wie „Hey Jude“ und „I will survive“ durften nicht fehlen!)




… I´m gonna DJJJJJJJJJ!!!! (Discostimmung dank Youtube und Ibizaerfahrung)




… „Draw your projectline!“ => Präsentieren unserer Projekterfahrungen und Diskussion über Herausforderungen und Erfolge




… unsere Trainer Antti und Elina, zwei perfekte Beispiele für fähige Teamarbeit (und Anttis ewigem Satz „EVS was the best and the worst year in my life.“)




… Russisch, Türkisch, Englisch, Französisch, Finnisch, Polnisch, Schwedisch, Deutsch, ………..




… that tonight´s gonna be a good night! *sing*




… ein Abschied voller Mut und guter Wünsche, Internationalität und Reiselust

Folklandia Cruise – Festival auf dem Schiff!











Am Freitag, dem 8. Jänner fuhr ich mit den Volksmusik-Studenten aus Ala-Könni-Opisto nach Turku an der Südwestküste, um am größten Volksmusik-Happening Finnlands im Winter (das größte im Sommer ist in Kaustinen, wo ich wohne, JA! In diesem Kaff! Kaum zu glauben, oder?)
Am Abend betraten wir die Fähre, und ich fühlte mich wie Rose auf der Titanic; ich war noch nie auf einem sooo riesigen Schiff gewesen. Es hatte 12 Stockwerke (Decks?) und sehr sehr beruhigend war, dass unsere Kabine (ich teilte sie mit Saana, Roosa und Yrjö) im zweiten Stock lag, also noch unter den Autos und natürlich unter der Wasseroberfläche. Endlich konnte ich mein „Baby“ namens Kantele ablegen, getreu meiner Rolle als Roady und Fotografin half ich meinen Freunden, die Instrumente zu tragen.


Das ganze Schiff war voll von Menschen, das Festival war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Jung und alt wuselten durch die Gänge, noblen Restaurants und Bars. An jeder Ecke Musikanten, es wurde gejammt, und an fünf oder sechs verschiedenen Orten fanden die Auftritte statt.

Hauptsächlich war Volksmusik zu hören, aber oft in Variationen mit anderen Musikrichtungen und unter Einbeziehung aller möglichen Instrumente. Wanderte man von einem Spielort zum anderen, war das eine interessante Erfahrung, weil alle Klänge ineinander überflossen und es nirgends still war. Es herrschte eine enorme Energie auf diesem Schiff und es schien fast so, als würde es allein von der Musik angetrieben.


Nach AKO´s Gig ließ ich mich mit den anderen von Ort zu Ort treiben. Die Zeit vergaß ich völlig. Wir sahen viele verschiedene Bands und Gruppen, trafen auch Leute aus Schweden, Norwegen oder Dänemark, und die Party schien nie zu enden. Irgendwann tanzten über 100 Leute zusammen Kvatrilli, ein Tanz in Viererformation (daher der Name => Quadrilli), der eigentlich sehr schwierig ist, aber ich ließ mich von Noora, Saana und Mikael mitziehen. In einer Verschnaufsekunde nach dem Tanz warf ich einen Blick hinaus in die Dunkelheit und konnte die Eisschollen erkennen, die sich am Schiff vorbeischoben.



Am nächsten Tag stiegen wir aus dem künstlichen Kabinenlicht hinauf in das sonnendurchflutete Deck 11 und es bot sich ein unglaublich befreiender Anblick des weiten Horizonts. Bei Tageslicht wirkte das Schiff ganz anders. Die Stimmung war wie auf einem Jahrmarkt. Ich sah Stände mit Infoblättern über Kantele, Werbungen für kommende Festivals und Bands, CD´s und so weiter.
Wir hörten noch einmal verschiedene Bands, AKO hatten ihren Gig, kauften im Taxfree-Shop ein, der aber gar nicht viel billiger ist, und ich machte die schönsten Fotos meines bisherigen Finnland-Aufenthalts. Die Sonne ging langsam unter, ich stand draußen und spürte die kalte Brise, vor mir das Meer, dann wieder Eis und winzige Inseln mit einer Handvoll Bäumen, andere Schiffe am Horizont und der blaue Himmel über mir.



Highlight des Trips war für mich der Auftritt von „Bordurka“ gewesen. Witziger Balkan-Pop mit unschuldiger Tollpatschigkeit, aber trotzdem ordentlichem Drive. Schade aber, dass ich in Stockholm war und gar nichts davon mitgekriegt habe, wir haben aber auch nicht angelegt, sondern sind wieder zurück nach Turku gefahren.


Ich denke, das Folklandia-Festival wird immer ein Highlight meines Finnlandabenteuers sein.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Video - Kaustinens Schiberg

Unbedingt anschauen! Der unglaubliche "Schiberg" in Kaustinen und andere Naturimpressionen!

http://www.youtube.com/watch?v=am_6rB1R1Uk

Kann sein, dass die Musik zum Video nicht hörbar ist, ich hoffe allerdings, es funktioniert.

Woran man echte finnische Kälte erkennt:

  • Die Türklinke der Haustüre ist sogar innen gefroren, noch extremer aber der äußere Fenstergriff des doppelten Fensters.
  • Die Nasenflügel gefrieren beim Einatmen und schon das normale Gehen ist anstrengend. Man hustet, wenn man zu schnell durch den Mund atmet.
    Der Schnee lässt sich nur wiederwillig von den Bäumen schütteln, weil er so eingefroren ist.
  • Aus dem Kanaldeckel dampft es.
  • Autos werden am Parkplatz mit einem Kabel mit Strom versorgt, weil sonst der Motor beim Starten kaputtgeht.
  • An den Beinen entsteht ein Gefühl zwischen „eingeschlafenem Fuß“ und „Pflaster von einer Wunde reißen“, weil die Kälte so sehr schmerzt, obwohl du fast alle Kleidungsstücke mehrfach trägst: 2 Pullover, 2 Jacken, 2 Hosen, 3 Paar Socken, 2 Mützen und zwei Paar Handschuhe.
  • In den Augenwinkeln gefrieren kleine Tränentropfen, Wimpern und Haare, die aus der Mütze rutschen, bekommen einen weißen Umhang.
  • Du überlegst dir zwei Mal, ob du wirklich lachen sollst, weil die Kälte auf den Zähnen schmerzt, wenn du den Mund öffnest.
  • Das Thermometer zeigt, wie zum Beispiel am 7. Januar 2010 in Kaustinen zwischen -27 und -32 Grad Celsius.

FINNISCHER WINTER MACHT TROTZDEM SPASS!