Donnerstag, 7. Januar 2010

Mein richtig finnisches Weihnachten in Virrat

Am Abend des 23. Dezember kam ich in Virrat an, einer Gemeinde mit ca. 7000 Einwohnern, um dort mit Saana und ihrer Familie Weihnachten zu feiern. Lichter und Laternen leuchteten vor dem kleinen Haus, was eine sehr heimelige Atmosphäre ausstrahlte. Saana und ich schmückten den Christbaum, sangen finnische Weihnachtslieder und ich hatte die Gelegenheit Brot für die Woche zu backen. Am nächsten Morgen, dem 24.12. lief traditionellerweise „The Snowman“ im finnischen Fernsehen, was wir uns gleich nach dem Aufstehen anschauten, wie kleine Kinder. Natürlich entdeckten wir auch drei kleine Schokolade-Weihnachtsmänner und eine DVD unter dem Christbaum, Grüße vom Tonttu, dem Weihnachtself. Saanas Mutter hatte am Vorabend schon angefangen, das Essen zuzubereiten und war nun schon wieder damit beschäftigt. Am Nachmittag begleitete ich Saanas Eltern zum Friedhof, um dort eine Kerze aufzustellen, wie alle anderen Gläubigen in Finnland. Der Tag verging rasch. Nachdem Saana und ich in der Sauna gewesen waren, stand auch schon das Festmahl auf dem schön gedeckten Tisch. Verschiedenste Arten von „laatikka“, eine Art Mus in einer Auflaufform – Karotten, Kartoffeln, Rüben, Nudel-Hackfleisch, usw., mehrere gemischte Salate (Rote Rüben und Gurken durften natürlich nicht fehlen), geräucherter Lachs und Pellkartoffeln ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, den traditionellen Weihnachtsschinken, der nach altem Brauch in einer Roggenteigkruste gebacken wird, nicht zu vergessen. Fast alles war so zubereitet, dass ich es essen konnte. Wir stießen mit einem Glas Rotwein auf das Weihnachtsfest an und genossen das gute Essen.



Bald danach gab es Bescherung. Zu meiner Überraschung schenkten mir Saanas Eltern eine Kalevala-Halskette mit einem Vogel als Anhänger. Das finnische Nationalepos „Kalevala“ enthält Teile der finnischen Mythologie. Früher glaubten die Menschen, dass die Vögel als Tiere des Himmels das Verbindungsglied zu den Göttern bilden und wollten durch sie Kontakt mit den Ahnen aufnehmen. Von Saana bekam ich Kerzen und gute Schokolade geschenkt. Saana und ihre Familie freuten sich auch über meine Geschenke, die Weihnachts-CD liefen sie später schon laufen. Ein richtig harmonisches Weihnachtsfest.



Am 25.12. früh am Morgen (8 Uhr ist bei dieser Dunkelheit wirklich noch mitten in der Nacht) gingen wir in die Kirche. Um 10 lag ich schon wieder im Bett und schlief bis 15 Uhr. Deshalb verging auch dieser Tag sehr schnell. Wir aßen nochmal vom Weihnachtsmahl und sahen zwei interessante Dokumentationen im Fernsehen.



Am 26.12., dem „tappanipäivä“ (Stefanitag), fuhren wir zu Mittag nach Ostfinnland zu Saanas Großvater. Die Fahrt dauerte mit Unterbrechung fünf Stunden. Landschaftlich gab es natürlich nicht viel Abwechslung. Wald, Wald und im Dunkeln war dann ja nichts mehr zu sehen. Saanas Großvater Paavo und seine Lebensgefährtin Saara hatten für uns gekocht. Es gab einen typisch finnischen Fleischtopf „karjalanpaisti“ und – wie könnte es auch anders sein – Kartoffeln. Saana und ich sangen Weihnachtslieder, sie spielte auf der Geige, wir unterhielten uns (Paavo sprach sogar ein bisschen Englisch!) und der Abend verlief sehr gemütlich. Am nächsten Tag standen wir wieder erst zu Mittag auf und fuhren schon bald zu Saanas Onkel, wo uns Kaffee und Kuchen erwartete und der süßeste Hund, den ich in meinem Leben gesehen habe. Der Vergleich mit einem Wollknäuel ist bei keinem anderen Hund treffender. Aber grotesk ist, dass genau diese Hunderasse auch kein Getreide fressen darf. Dieser Hund hatte Zöliakie! Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen. Am späteren Nachmittag stand uns schon wieder die Heimreise bevor.



Mein Schlaf-Wach-Rhythmus war mittlerweile so gestört, dass ich am folgenden Tag, Montag, bis um 1 schlief, Saana sogar bis 3. Am Abend gingen wir Eislaufen. Ich wurde in die halbe, alte Eishockyausrüstung von Saanas 14-jährigem Bruder gesteckt und ausgerüstet mit Helm, Eishockeyschuhen und Schläger konnte es losgehen. Auf dem Platz lag aber leider zu viel Schnee.

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