Donnerstag, 3. Dezember 2009

Weekend in Kokkola

Ach ja, noch etwas, worüber ich nicht gerne schreibe, was aber immer wieder auftauchen wird, weil es mein bisheriges Leben beeinflusst hat. Am Freitag, den 11.9. habe ich nach wochenlanger Wartezeit endlich das Ergebnis der Untersuchungen bekommen. Der Verdacht, dass ich Zöliakie habe, hat sich bestätigt und ich darf jetzt kein Gluten mehr essen, sprich kein Mehl/Getreide, also kein Brot, kein Kuchen, keine Nudeln, Kekse und Teigwaren und auch sonst viele Sachen, die Getreide oder Stärke enthalten, zum Beispiel auch kein Bier. Naja, das Leben geht weiter. Es gibt hier sogar mehr speziell glutenfreie Produkte als in Österreich, aber die sind alle verdammt teuer. Jedenfalls hoffe ich, dass sich mein Gesundheitszustand bessert, dass ich nicht mehr überall einschlafe und dass die Bauchschmerzen vergehen.

Aber nun zum vergangenen Wochenende!
Am Freitagabend traf ich mich mit Ross und Ingrid in Kokkola. Diesmal zahlte ich 8,20 Euro für den Bus (für 48 km)! Ross war am vorigen Wochenende in sein kleines Apartment eingezogen. Als ich den Wohnraum betrat, stand da einsam und alleine ein Stuhl vor einem Fernseher, daneben ein runder Tisch. Der Boden hatte einen ungewöhnlichen Fleck, von denen ich lieber nicht wissen wollte, woher er stammte. Alles in allem ist seine Wohnung ganz okay, halt noch nicht wirklich eingerichtet. So leben Volunteers!

Hoffnungsvoll machten wir uns um ca. 21 Uhr auf den Weg in die Stadt, mit der Erwartung, viele gutgelaunte Leute in Partystimmung anzutreffen, nicht wie an jenem Mittwoch, dem letzten Abend unseres On-Arrival-Trainings. Wieder führte uns der Instinkt in die West-Coast-Billard Bar und die Erinnerung hatte uns nicht getäuscht: Happy Hour! Allerdings fanden wir uns fast alleine im Lokal wieder. Um halb 11 sah die Sache schon besser aus, die Bar füllte sich.

Schlussendlich saßen wir mit vier Finnländern am Tisch (aber auch nur, weil ich eine Wette mit Ross angestachelt hatte, natürlich traute ich mich einen Finnen anzusprechen, schließlich wollte ich ja die Stereotype weit von mir schieben und nicht daran glauben, dass Finnen so schüchtern und verschlossen sind, nur weil das die Mitteleuropäer behaupten!).
Naja, ich muss zugeben… strange, diese Finnen. Wir gingen zusammen in den Club „Ilon Talo“, das ist auch der einzige Ort, der nach dem West-Coast akzeptabel ist. Unsere Glückssträhne hielt an, es war freier Eintritt und man bekam zwei gratis Getränke! Als wir im oberen Stock, wo die Tanzfläche war, die Garderobe betraten, und Ingrid einen torteessenden Mann sah, war die Verwirrung noch größer. Wir gingen weiter und auch uns wurde eine Torte angeboten. Aber ich konnte ja leider keinen essen. Alles in allem war der Abend ein wenig aufregender Ausgeh-Abend, weil wir merkten, dass unsere Finnen nicht gerade Partytiger waren. (Sorry Ross, sorry Ingrid!) Ingrid war vor allem ein bisschen durch den Wind, weil sie nicht glauben konnte, dass einer von ihnen schon seit sechs Jahren eine Freundin hatte („How can he be engaged since six years?! He´s 21!“). Naja, weitere Highlights waren noch die Spice Girls, der an der Stange tanzende bleiche Junge und „Cotton Eyed Joe“.

Am Samstag schliefen wir bis 12 (Ross am Boden, der Arme, aber er bestand darauf…). Bis wir schließlich wach waren, dauerte es seine Zeit und ich weiß nicht wann liefen wir los zum Supermarkt. Ross war sehr davon überzeugt, dass Lidl der billigste Laden ist. Als wir schon durch die halbe Stadt gelaufen waren, waren Ingrid und ich nicht mehr so begeistert. Schlussendlich aber hatten wir nach größeren oder kleineren Umständen unsere Einkäufe vom anderen Ende der Stadt zu Ross´ Apartment gebracht und kochten unser Frühstück, das wir schlussendlich um halb 5 Uhr einnahmen.

Am Abend besuchten wir ein Konzert im Snellmannsali-Konzerthaus, denn wir hatten von Simon, dem Studenten, den wir das letzte Mal in Kokkola kennengelernt hatten, eine Freikarte bekommen. Das ausgezeichnete lokale, aber international bekannte Orchester, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, spielte Händel. Tja, wir brauchten unseren Schlaf! Nein, es war ganz gut, ich traf sogar den einen oder anderen Lehrer aus dem Musikgymnasium.

Anschließend suchten wir Simons neues Heim, seine Mitbewohnerin und er haben jetzt ein Haus. Anders als in Österreich, wo die Gäste einander meist vorgestellt werden oder man einfach miteinander redet, sprach auf dieser Party kaum jemand mit uns. Diesen Leuten muss man alles aus der Nase ziehen. Die meisten waren auch Musikstudenten aus Kokkola. Instrumente gab es zuhauf. Zwei Finninnen begannen zu singen, andere stiegen ein, bis das Haus von wunderbar geheimnisvollen Klängen erfüllt war. Wir lauschten im schummrigen Licht und ließen uns von der finnischen Mystik einfangen.

Am nächsten Tag besuchten wir Kokkolas Schwimmhalle und da war wieder so eine Sache, die man unter dem Begriff „kulturelle Unterschiede“ versteht. Es gab keine Umkleidekabine. Ja genau, man zieht sich einfach vor dem Spind nackt aus und geht dann am besten gleich nackt weiter zur Dusche, weil da muss man sich auch wieder ausziehen. Da wir auch die Sauna besuchten, hätten wir auch gleich nackt schwimmen gehen können, aber nein, so weit kam es nicht, keine Angst. Die Stunden im Hallenbad waren sehr entspannend und frohen Mutes liefen wir so gegen 4 in die Stadt, wo uns Simon zu einem alten Gebäude am Rande Kokkolas führte, in der ein Konzert mit der Volksmusik-Band „Suo“ stattfand. Dieses war wieder sehr beeindruckend. Ich hoffe, ihr schaut euch auch die Videos an!

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