Dienstag, 22. Dezember 2009

Weihnachtszeit - Zeit der Erinnerung1

Am Donnerstag, dem 17.12.09 ging ich am Vormittag in den Kindergarten. Die Kinder der beiden Gruppen versammelten sich gerade im großen, hellen Turnraum, der um neun Uhr morgens ja noch ziemlich dunkel war, sodass die Weihnachtsbeleuchtung eine heimelige Stimmung verbreitete. Es wurden Weihnachtslieder gesungen und es dauerte nicht lange, bis die Kinder den Joulupukki (Weihnachtsmann) sahen, der plötzlich vor dem Fenster stand.
Als er den Kindergarten betrat und sich auf einen Stuhl setzte, waren die Kinder mit einem Schlag total aufmerksam. Ich verstand natürlich nichts von Joulupukkis langen Reden und beobachtete die Kinder, die Geschenke für die Gruppe entgegennahmen. Aber ich war mindestens so aufgeregt wie sie, als ich auf einmal „Julialle“ unter dem vielen Finnisch vernahm. Da plötzlich alle Blicke auf mich gerichtet waren, verstand ich. Mit Herzklopfen stand ich auf und trat vor den Weihnachtsmann hin, der ein kleines Päckchen mit einer hübschen Karte aus seinem Sack zog. Ein Geschenk für mich! „Kiitos Joulupukki!“, brachte ich hervor.

Um 19 Uhr, nach zwei Stunden im Kino, dem Jugendzentrum, holte mich Salla, die Lehrerin der Volksmusikstudenten in Kaustinen, ab. Zu viert fuhren wir nach Kokkola, wo ein Pikkujoulu, eine Weihnachtsfeier der Volksmusikstudenten des Konservatoriums stattfand. Da ich ja schon Eeva, Simons Mitbewohnerin, und ihre Freundin Hipsu kannte und viele andere vom Sehen, fühlte ich mich gleich wohl und es versprach ein netter Abend zu werden. Puuro wurde gekocht, der traditionelle Reisbrei mit Zimt, Zucker und einer Soße aus Trockenfrüchten. Es gab viele Süßigkeiten und manche Leute hatten auch Glögi mitgebracht. Natürlich wurde gleich am Anfang schon musiziert, zum Teil mit selbstgebauten Instrumenten, Kantele, Cello, Geige, usw.
Wir machten ein Kreisspiel, insgesamt waren wir vielleicht 30 Leute, ein paar erklärten sich als „Pelimanni“ bereit, als Spielmann, die dem Geschehen einen musikalischen Rahmen geben. Sogar ich kapierte, wie das Spiel funktionierte. :)

Etwas später ging ich mit ein paar anderen in die Sauna, die endlich einmal richtig heiß war, bestimmt neunzig Grad. Nach ungefähr 5 Saunagängen, begleitet von Jodeln, Throatsinging, viel Dampf und Wassergespritze, begann im anderen Raum schon der „Air-Harmonium-Contest“. Ihr kennt ja alle Luftgitarrencontest? Dasselbe, nur mit dem Harmonium, eine Art Klavier, aber mit Blasebalg, der mit den Füßen angetrieben wird. Das war echt witzig, dauerte aber recht lange. So hatte ich jedoch Zeit, viele verschiedene Süßigkeiten zu genießen. :P

Nach dem Contest mit langem, lustigem „Jurygespräch“ nahmen wieder ein paar Leute nacheinander Instrumente zur Hand und begannen einfach so zu spielen, improvisierten alle gemeinsam und die Stimmung wuchs. Wir tanzten ausgelassen und viel zu bald schon (um kurz nach eins) nahm uns Salla wieder mit nach Kaustinen.

Ich saß auf dem Beifahrersitz, müde, schon von allen Unterschieden an Weihnachten in Österreich erzählt, und blickte auf die Straße Richtung Jyväskylä, die 40 km lang gleich aussieht. Ich erinnerte mich an den 1. September, an dem ich zum ersten Mal in einem finnischen Auto nach Kaustinen gefahren war. Auf dem Rücksitz sitzend, den Kochtopf und meine zukünftigen Teller und Tassen neben mir, hatte ich mich nach vorne geneigt, um Jaana besser zu verstehen, die mir schon das finnische Schulsystem erklärte. Als mein Nacken zu sehr geschmerzt hatte, hatte ich nur noch aus dem Fenster geblickt, auf die gleichen Bäume, den gleichen Wegrand. Ich weiß noch, dass ich versucht hatte, in den Wald hinein zu schauen, etwas zu entdecken, aber ich weiß nicht, was. So viel Wald, hatte ich damals festgestellt, obwohl Wald ja ganz und gar nichts Fremdes für mich war.

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